Verfluchte Geister und verfeindete Völker

In Gesiterdorf stifftet ein Geist Unruhe. Heinrich glaubt dem Humbug zuerst nicht, muss dann jedoch mit eigenen Augen feststellen, dass es den Geist tatsächlich gibt. Auch die Geschichte um den Geist des Grenzsteins hat historische Quellen.

Die tote Grenzsteinrückerin

Es war eine dunkle Nacht, als sich eine Frau aus Neuwerk bei Warmensteinach in Richtung Sophiental aufmachte und selbst der Mond wurde von schwarzen Wolken verdeckt. Ihr kleiner Sohn Alois hing ängstlich an ihrem Rockzipfel und zuckte bei jeder Bewegung der alten knorrigen Bäume ängstlich zusammen. Viele Sagen und Geschichten erzählte man sich von dieser Gegend und tatsächlich schien es, als ob sich hier allerlei schaurige Gestalten umhertrieben. Sie drückte die Hand ihres Sohnes etwas fester, woraufhin er sie mit großen Augen anschaute. Immer, wenn er das tat, fiel ihr die Geschichte wieder ein, die man ihr bei seiner Geburt erzählt hatte – ein „Gülden-Sonntags-Kind“ soll er sein, das „mehr sieht“, als die anderen und mit Geistern in Kontakt treten kann. Sie hatte nie viel auf diese Geschichten gegeben und dennoch schien es ihr manchmal so, als ob der Junge im Unterholz etwas erspähte, was ihren Augen verborgen blieb… Durch einen heftigen Windstoß wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, mit einem Mal waren die Wolken vor dem Mond verschwunden und das Licht tauchte den Weg in ein milchiges Weiß.

 

   
   

Der Junge schien mit einem Mal keine Angst mehr zu haben, sondern lief schnurgerade auf einen der alten Grenzsteine zu. Als er kurz davor war, hatte seine Mutter ihn eingeholt und zog ihn mit aller Mühe davon weg. „Aber sieh doch, da, da sitzt die alte Schneidersjule“. Mit einem Mal wurde der Frau klar, wo sie sich befanden: Vor ihnen lag die Schneiderswiese und natürlich wusste sie um die Geschichten, die man sich von der vor einiger Zeit verstorbenen Jule erzählte: Die Grenzsteine soll sie verrückt haben, nur um etwas mehr Holz auf ihrem Grund zu haben. Ängstlich zog sie ihr Kind vom Grenzstein weg hin zum Weg, doch der Kleine schrie wie am Spieß und rief: „Nein, nein, siehst du sie denn nicht? Da sitzt sie und weint!“ Mit aller Mühe schaffte es die junge Frau, ihr Kind mit sich nach Sophiental zu nehmen und es zu Bett zu bringen. Gleich am nächsten Tage ging sie zu einem weißen Mann aus Weidenberg und erzählte ihm die Geschichte. Der empfahl ihr, dem Förster davon zu berichten und als sie so getan hatte, prüfte der die alten Grenzsteine entlang der Schneiderswiese nach. Tatsächlich waren viele davon dereinst verrückt worden, was der Grund für die Wiederkehr der Toten war – als Strafe hätte sie noch so lange dort spuken müssen, bis letzten Endes ihre Untat wieder in Ordnung gebracht worden wäre.

Quelle: Adrian Roßner, Sagen und Geschichten aus Weidenberg und Umgebung, Zell i.F., 2015

     

Am Kornberg treffen Wendenprinzessin Irene und Frankenprinz Ulrich aufeinander. Ob die beiden wirklich so hießen, ist nicht klar überliefert. Aber von der Feindschaft von Franken und Wenden erzählt man sich noch heute...

Franken und Wenden

Sage folgt

   
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